Dieses Format wird bereits seit der Jahrtausendwende häufig in Beratung angeboten. Dadurch, dass es sich um eine asynchrone Form der Beratung, d.h. zwischen dem Abschicken der Anfrage der Ratsuchenden und der Antwort der Beraterin können mehrere Tage liegen, ist der Beratungsprozess zeitlich gedehnt. Dabei geht es hauptsächlich um das Beantworten von gestellten Fragen, aber auch um einen dialogischen Prozess. Den Beraterinnen und Beratern steht nur der Text der Ratsuchenden zur Verfügung, weitere Informationen wie Gestik, Mimik oder Artikulation fehlen. Durch das (Be-)Schreiben des Anliegens haben sich die Ratsuchenden einerseits schon selbstreflexiv mit dem Problem auseinandergesetzt (Entlastungsfunktion). Andererseits liegen in der ersten Anfrage unter Umständen noch nicht genügend Informationen vor, um gut in den Beratungsprozess einsteigen zu können.
Während die Beratung per Mail über die zeitliche Dehnung als Entschleunigung erlebt werden kann, verdichtet sich im Chat die Kommunikation zwischen Ratsuchendem und Berater. Auch hier wird nur ein Teil der Teil der Informationsmenge einer Face-to-Face-Kommunikation übermittelt. Chatkommunikation nähert sich inhaltlich und strukturell einem mündlichen Gespräch an, gleichzeitig sorgt die Verschriftlichung zunächst einmal eine kommunikative Distanz. Beratung bedarf einer Beziehung zwischen Beratendem und Berater. Gerade im Chat äußern sich die Teilnehmer häufig jedoch eher interaktionsorientiert und an Oralität orientiert beispielsweise über Emojis oder über lautmalerische Elemente. Die Strategien der Verschriftlichung sind daher weniger auf eine korrekte Grammatik und lexischer Vorgaben ausgerichtet, sondern auf das Erzeugen einer Nähesprache (Hintenberger, 2010) und den Dialog.
Eine Chat-Kommunikation ist jedoch nicht völlig synchron. Dadurch, dass die Beiträge nicht simultan bei der Eingabe von Zeichen übermittelt werden, sondern Textsequenzen abgesendet werden, können leicht Kommunikationsstörungen wie Missverständnisse und ein unterbrochener Gesprächsfluss entstehen, zudem fördert dies, dass die TN mehrere Gesprächsstränge gleichzeitig aufmachen.
Beratung über eine Videokonferenz ermöglicht einen synchronen Informationsaustausch mittels Bild- und Tonübertragung; Stimme, Gestik und Mimik werden mit übertragen. Somit hat das Format die größte Ähnlichkeit zur Präsenzberatung. Funktionen wie Bildschirmfreigabe, Text-Chat, Whiteboard erweitern zusätzlich die digitale Beratungssituation. Vorteile einer Videoberatung liegen in der Reduktion von Zeitaufwand und räumlicher Distanz bei gleichzeitig stärkerer, sozialer Präsenz als bei den zuvor aufgeführten Formaten. Es fehlen aber Informationen aus einer Präsenzsituation wie zum Beispiel unruhige Bewegungen der Beine. Eine Besonderheit ist der indirekte Augenkontakt, da die Teilnehmer entweder direkt in die Kamera oder auf den Bildschirm schauen müssen.
Vor- und Nachteile von Beratungen mit digitalen Medien
Die Nutzung digitaler Medien führt neben einer größeren medialen Reichhaltigkeit auch dazu, dass mehr Personen angesprochen werden.
Digitale Beratung erhöht die zeitliche und räumliche Flexibilität, so können Anfahrtswege und das Buchen von Räumen gespart werden, bei asynchroner Beratung kann die Kommunikation auch in Zeitfenster gelegt werden, die individuell passend sind. Gleichzeitig sorgt es für mehr Distanz zum Berater als in analogen Settings. Zudem ist in synchronen Settings auch gemeinsames Recherchieren im Internet oder Bearbeiten eines Dokuments möglich.
Nachteilig könnten mögliche technische Probleme für Stress und Frustration sorgen. Auch Ungeduld, wenn die zu beratende Person zu lange auf die Antwort des Beraters warten muss, sind mögliche Folgen. Wer an einer längeren Videokonferenz teilgenommen hat, weiß, dass dieses Format sehr ermüdend sein kann. Zum einen muss man vorher für die passenden technischen Rahmenbedingungen sorgen, zum anderen ist vielleicht gerade bei geringen Erfahrungen mit digitalen Kommunikationsmedien auch die technische Bedienung des Tools herausfordernd, beispielsweise wenn das Mikrofon aus bzw. zu passender Gelegenheit auch wieder eingeschaltet werden muss. Während der Konferenz erschwert das Fixieren des Bildschirms die Konzentration auf die eigentlichen Inhalte.
Rahmen für die Beratung im virtuellen Raum
Eine Beratung mit digitalen Medien erfordert neben den beraterischen Kompetenzen auch Kenntnisse über die Eigenheiten digitaler Kommunikation und die erforderlichen technischen Rahmenbedingungen.
Zudem sind Datenschutzvorgaben dringend einzuhalten. Dabei können die rechtlichen Rahmenbedingungen für einzelne Professionen wie für die einzelnen Bundesländer variieren, übergreifend sind jedoch die Vorgaben der DSGVO einzuhalten. Digitale Kommunikation im Beratungskontext muss grundsätzlich verschlüsselt stattfinden. Zudem müssen die Endgeräte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach dem aktuellen Stand der Technik ausreichend geschützt sein (Firewall, Virenschutz, aktualisierte Betriebssysteme etc). Befinden sich die zu Beratenden in privaten Räumen so sollten anwesende Personen keinerlei Beratungsinhalte mitbekommen.