Das Ende der Kreidezeit. Die digitale Präsentation als Lehr- und Lernwerkzeug, SchulVerwaltung.de
Präsentationssoftware ist im Unterricht heute allgegenwärtig. Von frühen Klassenstufen an werden Schülerinnen und Schüler an die digitale Präsentation herangeführt und beherrschen die entsprechenden Programme und ihre Möglichkeiten in den höheren Klassen teilweise auf hohem Niveau. Im Studium und auch in der Wirtschaft und Wissenschaft ist eine Präsentationssoftware Teil jeder Konferenz, jedes Meetings. So gesehen ist es nur folgerichtig, dass die Software Eingang in den Unterricht gefunden hat. Im Folgenden soll Microsoft PowerPoint als Präsentationssoftware aus der Sicht von Lehrerinnen und Lehrer beleuchtet werden. Adressaten sind dabei besonders Kolleginnen und Kollegen, die bisher wenig Erfahrungen mit Präsentationssoftware haben. Daher beinhaltet der Artikel vor allem eine Einführung und beschreibt die eigenen Erfahrungen im Unterrichtseinsatz.

Einführung in die technischen Möglichkeiten 

PowerPoint ist eine Software, mit der einzelne Folien (Slides) gestaltet und als Präsentationen aneinandergereiht oder auch einzelne Folien als digitale Poster gestaltet werden können. Die Möglichkeiten reichen von Textfolien über die Einbettung von Grafiken, Tabellen oder Diagrammen bis hin zur Verlinkung oder auch Einbettung mit Multimedia-Inhalten wie Film und Sound. Das Programm bietet die Möglichkeit, mit einer Menge Zeichenwerkzeugen (z.B. unter der Registrierkarte Einfügen/Formen) Schaubilder selber zu erstellen. Die Einzelteile auf einer Folie können über Animationen nacheinander eingeblendet oder auch ausgeblendet werden. Das Programm verfügt über Layoutvorlagen (Registrierkarte Entwurf), welche der Präsentation ein professionelles Layout verleihen. In der Kombination mit einem Whiteboard oder interaktiven Smartboard können die Folien interaktiv bearbeitet oder beschriftet werden. Das Handling ist exakt so aufgebaut wie bei Word (z.B. Einfügen von Bildern oder ähnliches, d.h. die meisten technischen Befehle sind gleich, zumindest sehr ähnlich). Sollten Fragen aufkommen, stehen umfangreiche Hilfsangebote im Programm selber, Foreneinträge und YouTube-Tutorials zur Verfügung.

Unterricht planen und strukturieren 

An meiner Schule haben wir in fast allen Oberstufenräumen interaktive Smartboards. Von daher ist es in Oberstufenkursen möglich, das digitale Medium in praktisch jeder Stunde einzusetzen. Ich nutze es daher, um den Unterricht zu planen und um »Tafelbilder« von Unterrichtsstunden zu sammeln. Dazu gehören das Thema der Stunde, wenn nötig die Agenda, Aufgabenstellungen und die methodischen Erklärungen.

Praxisbeispiel : Unterrichtsablauf zum Thema Aquakulturen, anknüpfend an eine Stunde zur Überfischung der Meere: Einstieg über eine Grafik, eine weiterführende Definition mit veranschaulichenden Abbildungen, die Problemfrage, eine methodische Einführung, den Link zu einem Podcast für die Erarbeitung sowie die abschließende Sicherung der Lernergebnisse.

Sollte sich die Unterrichtsplanung verändern, können jederzeit Folien übersprungen, Aufgabenstellungen neu formuliert oder abgeändert werden. PowerPoint lässt sich nicht nur als Präsentationsmedium nutzen, mit dem Grafiken, Fotos, Karikaturen, kurze Texte oder Aufgabenstellungen (mit Quellenangaben, Seitenzahlen im Buch usw.) visualisiert werden; die einzelnen Folien sind für Schülerinnen und Schüler im weiteren Verlauf der Unterrichtsreihe immer abrufbar. Die gesparte Zeit kann anderweitig produktiv genutzt werden, z.B. zur Beratung und Klärung von Fragen. PowerPoint ermöglicht auch eine Einbettung von Links, Dateien, Videos; d.h. sind die Dateien auf Speichermedien bereitgestellt oder besteht eine Internetverbindung, dann kann man direkt aus der Präsentation auf Internetseiten oder Dateien zugreifen und diese abspielen. Dabei bleibt die Präsentation zu jedem Zeitpunkt Werkzeug sowie Hilfe für die Schülerinnen und Schüler und tritt nie in den Mittelpunkt oder ersetzt kompetente Fachlehrerinnen und Fachlehrer.
Abb. 1: Auszug aus dem Methodenportfolio mit Folien zum Methodenlernen 
Als Dozent in der Lehrerausbildung an der Universität habe ich angefangen, in Seminaren Methoden aus dem Schulalltag zu nutzen und diese den Lehramtsstudierenden in ihren Grundlagen und Einsatzmöglichkeiten zu vermitteln. Es entstand ein Methodenportfolio, das ich seitdem pflege und immer weiter ergänze. Abbildung 2 zeigt Beispielfolien zum Thema Methodenlernen aus dem Portfolio. Wenn den Schülerinnen und Schülern die von mir gewählte Methode nicht bekannt oder zumindest nicht präsent ist, kann die jeweilige Methode einfach an die passende Stelle der Präsentation kopiert und passgenau eingesetzt werden. Bei der methodischen Einführung, die im Unterricht selber nicht viel Zeit kostet, hilft eine solche Visualisierung (z.B. Gruppenpuzzle oder Kugellager) sehr gut, vor allem, wenn die Methode das zweite oder dritte Mal eingesetzt wird. Auch können z.B. Reflexionsmethoden, wie z.B. eine Zielscheibe oder eine Reflexionslandkarte, direkt am Whiteboard von den Schülerinnen und Schülern genutzt werden, um sich darin zu verorten. Insgesamt kann ich sagen, dass diese Vorlagensammlung den variablen Einsatz von Methoden sehr erleichtert. Ein großer Teil meines Methodenportfolios steht auf meiner Homepage zum Download zur Verfügung. Zum Download ↓

Lernwerkzeug für die Schülerinnen und Schüler 

Vor Klausuren und auch in der Abiturvorbereitung stelle ich den Schülerinnen und Schülern die Präsentation (ohne Lehreranmerkungen, als PDF), passwortgeschützt auf meiner Homepage zum Download zur Verfügung. Man kann die Präsentation auch in Clouds (Dropbox, OneDrive usw.) oder schulinternen Systemen (Moodle, Logineo usw.) zur Verfügung stellen; nach meiner Erfahrung ist es recht einfach und wenig zeitintensiv, eine Homepage über Content-Management-Systeme wie WordPress aufzubauen und zu pflegen.

Fazit:

Sie sollten sich nicht von hyperkomplexen Präsentationen auf Messen verunsichern oder abschrecken lassen. Die Basics kann man sich relativ einfach aneignen. Die Arbeit mit den digitalen Medien macht große Freude und das färbt auch auf die Schülerinnen und Schüler ab. Einfach loslegen, wenn etwas nicht klappt: Die Schülerinnen und Schüler erklären Ihnen sicher gerne, wie es geht.

Der Experte und Autor:
Andreas Hoogen
Lehrbeauftragter und Studienrat am Gymnasium Hochdahl. Dort ist er Beratungslehrer in der Oberstufe und im Team der Netzwerkbetreuung und Medienentwicklung tätig. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter der Geographiedidaktik an der Universität Köln und Lehrbeauftragter an der Bergischen Universität Wuppertal.


Jetzt kostenfrei downloaden: Methodenportfolio für Microsoft PowerPoint [Stand: 12.12.2019]
Hinweis: Der Beitrag wurde im Buch „Sengpiel/Smolka: Die Tafel muss aus!?, 1. Auflage 2020“ veröffentlicht.

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