Sie haben im April im Auftrag der Vodafone Stiftung eine repräsentative Lehrkräftebefragung ausgewertet. Das Ergebnis, so heißt es, spiegele das große Engagement der Lehrkräfte wider. Trotz aller Widrigkeiten seien große und kleine Erfolge sichtbar. Woran machen Sie das Engagement der Lehrkräfte fest? Welche Erfolge sind erzielt worden?
Eickelmann: Der Blick zurück auf die Anfangszeit der allgemeinen Schulschließungen zeigt, dass viele Lehrkräfte im ganzen Land – trotz ihrer auch herausfordernden neuen Situationen im eigenen Privaten – alle Hebel in Bewegung gesetzt haben, mit den Schülerinnen und Schülern in Kontakt zu bleiben, diese zunächst mit Lernmaterialien zu versorgen und dann, als wir gemerkt haben, die Krise ist nicht nach Ostern vorbei, Lernprozesse aus der Distanz zu begleiten. Ich habe alle mir zur Verfügung stehenden Kanäle genutzt, um Einblicke zu gewinnen. Neben wissenschaftlichen Begleitungen, wie der Studie ‚Schule auf Distanz‘ und der Entwicklung einer Zusatzstudie für Modellschulen zum digitalen Lernen in Schleswig-Holstein, stand ich mit verschiedenen Ministerien und Landesinstituten in Kontakt und habe mich auch über soziale Medien informiert.
Tief beeindruckt haben mich die Schilder an den Schulen und Schulgeländen, dass die Lehrerinnen und Lehrer ihre ‚Kinder‘ vermissen. Auch hat mich beeindruckt, wie Schulen trotz Schulschließungen Hygienekonzepte so entwickelt haben, dass Schülerinnen und Schüler, die zu Hause keine Möglichkeit hatten, in Ruhe zu lernen, in der Schule einen Lernplatz bekommen haben. Das Konzept der Study Hall ist ein solches Konzept. Beeindruckt hat mich auch ein Schulleiter, der mir erzählte, dass alles gut klappt habe, aber ca. 80 Schülerinnen und Schüler überhaupt nicht erreichbar waren. Daraufhin habe das Kollegium ein Konzept erarbeitet, um diese Kinder und Jugendlichen zu erreichen und zu unterstützen.
Dem großen Engagement steht allerdings gegenüber, dass immer wieder Schulen, die gerade ein Konzept entwickelt, erprobt oder nachjustiert hatten, sich auf neue Situationen und Entscheidungen einstellen mussten. Das seien mitunter Entscheidungen gewesen, die ihnen – und da schließe ich mich in der Beurteilung an – nicht plausibel erschienen. Dadurch entstehen Reibungsverluste, die wir im nächsten Schuljahr vermeiden müssen. Klug vorplanen, ist der einzige Weg.